Blois und seine Geschichten

Eine faszinierende Stadt

Blois als königliche und danach industrielle Stadt hat eine reiche Geschichte durchlebt und wusste sich im Lauf der Jahrhunderte zu entwickeln

Die Statue von Denis Papin, einer Persönlichkeit aus Blois © OTBC

Blois im Lauf der Jahrhunderte

Seit dem Mittelalter wusste die Stadt ihre Lage an der Loire zu nutzen. In dieser Zeit war sie ein befestigter Marktflecken, der dank des fluvialen Handels mit Wein und Branntwein gedieh.

Zu Anfang der Renaissance erfährt die Stadt einen spektakulären Aufschwung, als König Louis XII. sie im Jahr 1498 zur politischen Hauptstadt seines Reiches macht. Er siedelt seinen Hofstaat im Schloss seiner Familie an, das sich auf einem Felsen über der Stadt erhebt.

Um seine Minister und Höflinge unterzubringen, kehrt man in dieser wirtschaftlich und künstlerisch bewegten Zeit den mittelalterlichen Traditionen resolut den Rücken. Die Fachwerkhäuser - von denen es noch einige eindrucksvolle Zeugen gibt, wie etwa die Maison des Acrobates – werden nach und nach durch Stadthäuser mit Ziegeldekors und behauenem Stein ersetzt.

 

Das Stachelschwein, das Emblem von Louis XII, oder der Salamander von François Ier erlauben die genaue Datierung  einiger unter ihnen. Obwohl von den Religionskriegen gebeutelt, bleibt die Stadt dennoch Residenz der französischen Könige bis zum Tod von Caterina de' Médici, nur wenige Tage nach dem Mord am Duc de Guise, den man "das Narbengesicht" nannte, in den Appartements des Königs Henri III.

Nach dem Auszug des Hofes wird Blois wieder zu einer ruhigen Provinzstadt, der es gelingt, landwirtschaftlichen Katastrophen und Loire-Hochwassern zu trotzen. Während der Revolution wird sie verwüstet und die Zeichen ihrer königlichen Vergangenheit zerstört. Im Jahrhundert der Industrie erwacht sie wieder zum Leben: die Eisenbahn, die sich aus der Erfindung der  Dampfmaschine des in Blois geborenen Denis Papin entwickelt hat, und die von einem lokalen Confiseur gegründete Schokoladenfabrik Poulain verhelfen ihr zu neuem Aufschwung.

Die Stadt ändert ihr Aussehen erneut, als die Außen-Boulevards zur Verbindung von Oberstadt und Unterstadt und die Rue Denis-Papin in Blickachse der Brücke gebaut werden; die große Treppe zur Verschönerung der Straße wiederholt das Motiv der "Stufen" der Stadt. Zur selben Zeit erwacht das Interesse des Publikums und der Stadtbehörden für Kunst und Kulturerbe: das Schloss wird unter Denkmalschutz gestellt, wie auch die Église Saint-Nicolas und der Brunnen  Fontaine Louis XII – alle im Jahr 1840. Dieses Interesse ist seither niemals erloschen. Heute zählt die Stadt fünfundsechzig denkmalgeschützte Monumente und einen 44 Hektar großen geschützten Sektor. Dazu kommt seit 2013 ein außergewöhnlicher Ort: die Fondation du doute, eine zeitgenössische Kunstsammlung.

Am Brunnen

Die Magie des Wassers lässt vergangene Jahrhunderte auferstehen, wenn man nur die Hand ausstreckt …Im Mittelalter wurden die Bürger von Blois durch öffentliche und private Brunnen mit Wasser versorgt. König Louis XII. beauftragt den Brunnenbauer Pierre de Valence im Jahr 1511 mit der Erneuerung des Brunnennetzes der Stadt, das noch aus der Zeit der Römer stammte.

Sie können es heute auf eigene Faust entdecken: Der älteste Brunnen, die Fontaine Louis XII ist mit Weinlaub und Trauben geschmückt und zeugt so vom Stellenwert der Weinherstellung in der Region. Sehenswert ist auch die Fontaine Saint-Jacques, die einzige, die auch heute noch von "le Gouffre" gespeist wird. Sie wurde 1511 vom Hospiz Saint-Jacques hierher versetzt, denn es wurden dort "Derbheiten und Unzucht" beobachtet .

Die Fontaine de l’Hôtel de Ville schließlich wurde vor den Bombenangriffen von 1940 gerettet und im Jahr 2005 wieder aufgestellt; sie funktioniert in geschlossenem Kreislauf.

Die Brunnen und der Wasserspeicher Le Gouffre gehören zur Thematischen Stadtführung "Ville d’Art und d’Histoire

Göttliches Licht

Nur ein paar Schritte von der Maison des Acrobates entfernt steht die  Kathedrale Saint-Louis, zur Zeit der Merowinger gegründet, im romanischen Zeitalter wiedererbaut und im 16. Jahrhundert nochmals stark restauriert. Nachdem ein Orkan sich in ihr verfangen hatte, wurde das Gebäude dank der Fürsprache von Colbert, dessen Ehefrau aus Blois stammte,  im 17. Jahrhundert in gotischem Stil neu erbaut.

Im Jahr 2000 führte der niederländische Künstler Jan Dibbets die zeitgenössische Kunst in die Kathedrale ein, indem er 33 wunderschöne helle Buntglasfenster einsetzen ließ. Sie wurden von dem aus der Region stammenden Glasermeister Jean Mauret ausgeführt und spielen mit dem Licht, das von der Loire reflektiert wird.

Die Wahl der Farben und der typrografische Minimalismus folgen dem Ablauf der Liturgie der Messe und überbringen die christliche Heilsbotschaft.

Wenn Sie mehr erfahren möchten, schauen Sie in die detaillierte Broschüre, die am Eingang erhältlich ist, und in das Buch des Verlags Éditions du Regard, "Cathédrale de Blois, vitraux de Jan Dibbets".

"Le Gouffre" und die Brunnen

Gegenüber vom Postamt, hinter der Kirche Saint-Vincent, in einer hübschen kleinen Gasse, die seinen Namen trägt, liegt "le gouffre", eine sieben Meter tiefe Höhle, direkt in den Felsen gehauen und mit einem kleinen Dach aus behauenem Stein überdeckt. Pierre de Valence hat aus ihr das Zentrum des Brunnenversorgungssystems der Stadt gemacht.

Um das einsickernde Wasser der Beauce-Ebene zu sammeln, ließ er ein galloromanisches Aquädukt restaurieren. Le Gouffre ist heute hinter einer hohen Mauer und einem hölzernen Tor versteckt; er  gehört jedoch zu der geführten Besichtigung mit dem Thema "Ville d’Art und d’Histoire”.